Wien, 16.4.2021. Im April 1996 wurde der Fundraising Verband Austria (FVA) mit der Vision gegründet, eine bundesweite Berufsvertretung zu schaffen, die Spendenwerbung in Österreich zu professionalisieren und eine Kultur des Gebens in der Gesellschaft zu verankern. 25 Jahre später ist der österreichische Fundraising-Sektor vielfältiger denn je und bei vielen Entwicklungen internationaler Vorreiter. Die Verdopplung des Spendenaufkommens innerhalb der vergangenen zehn Jahre zeigt eindeutig, dass die Kultur des Gebens bei den Österreichern angekommen ist.
„1996 war Wissen über Fundraising etwas, das nur in wenigen, großen NPOs gegeben war.“, gibt Werner Zednicek, Gründer der Fundraising Agentur Direct Mind, Einblick. „Umso stärker war in der Szene das Bedürfnis nach Vernetzung und Austausch.“, fügt Jasna Sonne, damals Fundraiserin bei Greenpeace, heute selbstständige Fundraising Managerin, hinzu. Neben ihnen war auch Herbert Witschnig, Geschäftsführer der Fundraising Agentur proNPO, federführend bei der Gründung des Verbandes: „Im Rahmen selbstorganisierter Austausch-Stammtische und erster Workshops und Kongresse in den 90-er Jahren wurde die Idee geboren, eine Berufsvertretung zu bilden und das Fundraising durch Aus- und Weiterbildung weiterzuentwickeln.“
Vom Fremdwort zum professionellen Berufsfeld
Fachkundiges, qualitätsvolles Fundraising mit hauptberuflichen Mitarbeitern war vor 25 Jahren noch sehr selten. „Für die meisten Menschen war Fundraising damals ein Fremdwort. Den Beruf per se gab es nicht.“, weiß die langjährige Verbandspräsidentin Monica Culen, Gründerin und Geschäftsführerin der ROTE NASEN Clowndoctors International. „Die Fundraising-Szene hat seither immense Fortschritte und eine Vervielfältigung der Methoden erlebt.“ Werner Zednicek fügt hinzu: „Heute bilden Fundraiserinnen und Fundraiser eine professionell ausgebildete, stets am Puls der Zeit agierende Berufsgruppe und nehmen eine zentrale Position im Management von NPOs ein.“ Mit dem konsequent verfolgten Qualitätsgedanken konnte der FVA auch dazu beitragen, dass Österreich heute zu den sichersten Spendenländern zählt, wie Günther Lutschinger, seit 2007 Geschäftsführer des Verbandes, betont. „Qualitätsvolle Spendenwerbung zeichnet sich vor allem durch hohe ethische Standards und einen sparsamen und transparenten Umgang mit den Mitteln aus – all das versteht sich im heutigen Spendenwesen von selbst.“, so Lutschinger.
Aus- und Weiterbildung als Schlüssel zum Erfolg
Mit Lehrgängen, Fachtagungen, Seminaren, Webinaren, Arbeitsgruppen und dem Österreichischen Fundraising Kongress als Herzstück hat der Fundraising Verband Austria diese Entwicklung maßgeblich mitgestaltet. Heute nehmen mehr als 4.000 Personen aus der gesamten DACH-Region an Veranstaltungen teil. Sukzessive gewandelt hat sich dadurch auch die Art und Weise, wie Spenden eingeworben werden, weiß Herbert Witschnig: „Wurde vor 25 Jahren fast ausschließlich auf den Spendenbrief gesetzt, so kommen heute ein Bündel an online und offline Kanälen und modernste technologische Lösungen zum Einsatz.“ Günther Lutschinger gibt Einblick in die Methodenvielfalt: „Die Palette reicht von Face-to-Face-Fördererwerbung im öffentlichen Raum über personalisierte Mailings und Newsletter bis hin zu Direct Response TV und den vielgestaltigen Möglichkeiten im Online-Fundraising.“
Sprachrohr gegenüber der Politik
Der FVA ist heute nicht nur die zentrale Plattform für Aus- und Weiterbildung sowie Vernetzung im Berufsfeld Spendenwerbung, sondern gleichzeitig Österreichs größter Dachverband gemeinnütziger Organisationen. In dieser Funktion ist der Verband Träger vielfältiger Gemeinschaftsprojekte zur Stärkung des Dritten Sektors. Dazu zählen etwa die gemeinnützige Spendenlotterie „Das gute Los“, „Vergissmeinnicht – die Initiative für das gute Testament“, die „Qualitätsinitiative Fördererwerbung“, die für qualitätsvolle Face-to-Face-Werbung auf öffentlichen Plätzen eintritt, und natürlich das „Österreichische Spendengütesiegel“, das höchste Spendensicherheit und Transparenz garantiert.
„Im Laufe der Jahre hat sich der Fundraising Verband Austria außerdem zum Sprachrohr der NPO-Szene gegenüber Öffentlichkeit und Politik entwickelt.“, betont Monica Culen. Günther Lutschinger ergänzt: „Wir sind vielerorts in den politischen Entscheidungsprozess eingebunden, wenn es um Gemeinnützigkeit und Ehrenamt geht. Dass zahlreiche Forderungen zur Weiterentwicklung des Sektors im Nationalrat umgesetzt worden sind, unterstreicht den Status des Verbandes als Berater der Politik und Anlaufstelle für Expertise zum österreichischen Spendenwesen.
Erfolgsgeschichte Absetzbarkeit
„Einer der größten Erfolge in unserer politischen Arbeit war die Einführung der Spendenabsetzbarkeit im Jahr 2009.“, so Lutschinger. Damit erhalten Spendende einen Teil ihrer Spende über die steuerliche Geltendmachung als Sonderausgabe zurück und können mehr geben, ohne dass es sie mehr kostet. Die Auswirkungen waren und sind groß: Seit der Einführung hat sich das Spendenaufkommen zugunsten gemeinnütziger Anliegen von 350 Mio. Euro auf aktuell 750 Mio. Euro mehr als verdoppelt und bereichert lebenswichtige Projekte national wie international ungemein. „Rund eine Million Österreicherinnen und Österreicher nutzen die steuerliche Geltendmachung jährlich.“, weiß Günther Lutschinger. „Wehrmutstropfen ist, dass der Gesetzgeber Bildungsvereine, Tierschutz-, Menschenrechts- und Sporteinrichtungen von der Absetzbarkeit ausschließt – zu ihrem klaren Nachteil in puncto Spendeneinnahmen!“
Weitere Verbesserungen der Rahmenbedingungen nötig
„Die Fundraising Maßnahmen und Strategien österreichischer Spendenorganisationen sind heute sehr kreativ, innovativ und werden konsequent evaluiert. Gute Governance und Transparenz der Organisationen ist selbstverständlich und NPO Manager und Fundraiser sind anerkannte Berufe.“, bilanziert Monica Culen positiv über 25 Jahre Verbandsarbeit. Dennoch sei das Potential im hiesigen Spendenwesen noch immer groß: „Die Kultur der Großspenden ist in Österreich noch schwach entwickelt. Auch im Stiftungsbereich hoffen wir auf die Entfaltung weitreichenderer philanthropischer Aktivitäten.“ Dafür brauche es langfristig Anreize schaffende Rahmenbedingungen der Politik, unterstreicht Günther Lutschinger. Vor allem sei die Politik dabei gefragt, Gerechtigkeit bei der Spendenabsetzbarkeit herzustellen: „Niemand kann verstehen, warum bestimmte Spendenzwecke von der steuerlichen Begünstigung ausgeschlossen sind. Es braucht endlich eine einheitliche Ausweitung der Absetzbarkeit und eine Modernisierung des Gemeinnützigkeitsrechts, damit Österreichs Spenden möglichst viel bewirken können.“
Rückfragehinweis:
Dr. Andreas Anker
Presse Fundraising Verband Austria
T: 0676/4214706, E: presse@fundraising.at