Wien, 25.4.2024. Der Finanzierungsbedarf in der Kulturszene ist angesichts der jüngsten Krisen massiv gewachsen. Neben öffentlichen Förderungen sind private Mittel laut Umfrage des FVA mittlerweile für 83% aller Kulturbetriebe in Österreich unverzichtbar. Umso erfreulicher ist die positive Entwicklung im Fundraising: Dank innovativer Spendenkampagnen hat sich das Aufkommen zugunsten Kunst und Kultur in den vergangenen zehn Jahren verdreifacht. Rund 50 Mio. € haben die Menschen im Vorjahr für die Kulturförderung gespendet. Der Fundraising Verband Austria kürte heute in Kooperation mit dem BMKÖS und mit Unterstützung der Österreichischen Lotterien und UNIQA die erfolgreichsten Spendenaufrufe des vergangenen Jahres in der Diplomatischen Akademie Wien.
Unter den verschiedenen Spendenzwecken verbuchten im Vorjahr Sozialorganisationen 30% aller Spenden, gefolgt von den Bereichen Internationale Hilfe (26%) sowie Wissenschaft und Forschung (15%). 5% oder 50 Mio. € entfielen auf gemeinnützige Kultureinrichtungen. Damit haben sich private Mittel für die Kultur im vergangenen Jahrzehnt verdreifacht, weiß Ruth Williams, Geschäftsführerin des Fundraising Verband Austria, und betont: „Während Fundraising in anderen gemeinnützigen Bereichen bereits seit Jahrzehnten immer vielfältiger und spezifischer betrieben wird, sind Spendenkampagnen im Kultursektor noch eine relativ junge Disziplin. Umso erfreulicher ist es, wie viele kreative und erfolgreiche Spendenprojekte mittlerweile anzutreffen sind.“
Das MuTh für beste Fundraising-Aktion ausgezeichnet
Nach dem Rückzug eines Mäzens 2022 stand das MuTh vor einer finanziellen Krise. Trotz geringer Erfahrungen im Fundraising, wurde rasch über unterschiedliche Kanäle zu Spenden aufgerufen. Daraus entstand eine höchst erfolgreiche Fundraising-Kampagne, die zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer mobilisiert hat und wichtige Mittel für die Fortführung des Konzertbetriebes eingebracht hat. U.a. via Fundraisingdinner, Direct Mailing und Crowdfunding wurden fast 200.000 € an Spenden eingenommen. „Wir sind zutiefst geehrt, mit dem Kulturfundraising-Award 2024 ausgezeichnet zu werden. Diese Anerkennung bestärkt uns in unserem Engagement das MuTh als offenes Haus und Ort der kulturellen Vielfalt zu erhalten. Unser kleines Team hat mit großer Leidenschaft eine Kampagne ins Leben gerufen, die nicht nur finanziell erfolgreich war, sondern auch die Kraft des gemeinschaftlichen Handelns demonstriert hat. Wir danken allen Unterstützerinnen und Unterstützern sowie der Jury für diese wunderbare Würdigung unserer Arbeit. Nur MuTh!“, so Prof. Elke Hesse, künstlerische Direktorin und Geschäftsführerin Das MuTh, anlässlich der Prämierung mit dem „UNIQA-Award: Beste Fundraising Aktion“.
ZOOM Kindermuseum punktete mit bester Partnerschaft
Der „Österreichische Lotterien Award: Beste Partnerschaft“ für gelungene Kooperationen mit Unternehmen ging an das Wiener ZOOM Kindermuseum für die langfristig angelegte Partnerschaft mit oekostrom AG. Deren Unterstützung hilft dem ZOOM Kindermuseum wesentlich bei der Umsetzung ihrer künstlerischen und spielerischen Programme und macht es möglich, noch mehr Kinder mit den niederschwelligen Kulturangeboten kostenlos in Kontakt zu bringen. „Das ZOOM Kindermuseum und die oekostrom AG freuen sich sehr über die Auszeichnung durch
den Fundraising Verband Austria. Seit bald 30 Jahren bietet das ZOOM allen Kindern der Stadt einen partizipativen, niederschwelligen und inklusiven Zugang zu Kunst und Kultur. Das gelingt nur zusammen mit starken Partnerinnen und Partnern wie der oekostrom AG und Dank deren finanzieller und inhaltlicher Unterstützung“, betont Mag. Christian Smetana, Sponsoring & Fundraising ZOOM Kindermuseum. Georg Wenger-Rami, Kommunikationsleiter der oekostrom AG, hebt den Mehrwert der Kooperation hervor: „Das Zoom Kindermuseum bietet Kindern einen positiven Blick auf die Welt und genau das braucht es für eine lebenswerte Zukunft: Menschen, die ihr wohlwollend und optimistisch gegenüberstehen. Die oekostrom AG ist stolz ein Teil der Wiener Kinderkultur zu sein.“
Smartes Fundraising-Konzept aus dem Waldviertel
Den Award „Small but smART“ für die beste Fundraising-Aktion einer kleinen Kulturinitiative erhielt der Waldviertler Verein „Kunstgenuss braucht Bildung“. Das Theater- & Feriendorf Königsleitn in Litschau hat mit seinen Theaterworkshops ein innovatives und zielgruppengerechtes Format der Kulturvermittlung für ganze Schulklassen initiiert. Um diese Workshops für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche kostenlos anbieten zu können, hat der im Vorjahr gegründete Verein zur Förderung kultureller Teilhabe aufgerufen und durfte sich auf Anhieb über mehrere Großspenden freuen, womit bereits über 175 Schülerinnen und Schülern der Zugang zu den Workshops ermöglicht wurde. „Kunst wirklich zu genießen braucht ein Quäntchen an Wissen darüber. Um ein wenig mehr Chancengleichheit und Fairness im Bereich der kulturellen Bildung zu erlangen, haben wir den Verein ‚Kunstgenuss braucht Bildung‘ gegründet. Ein Beginn zur Annäherung an die Kunst,“ gibt Zeno Stanek, Obmann des Vereins Kunstgenuss braucht Bildung, Einblick in die Mission des Vereins.
Unbeschränkter Zugang zu Spendenabsetzbarkeit als neuer Impuls für Kulturspenden
Mit 1.1.2024 ist das Gemeinnützigkeitsreformgesetz in Kraft getreten, das die Spendenabsetzbarkeit für alle gemeinnützigen Zwecke gebracht hat. Damit ist auch eine langjährige Benachteiligung für Kultureinrichtungen zu Ende gegangen: „War die Spendenbegünstigung für die Kultur bis zum Vorjahr an eine bestehenden Bundes- oder Landesförderung gekoppelt, so hat die Gesetzesreform per 2024 endlich Fairness und einen gleichberechtigten Zugang zur Absetzbarkeit für alle Zwecke gebracht“, gibt Ruth Williams Einblick. Laut BMF könnte die Liste an spendenbegünstigten Einrichtungen dadurch von derzeit rund 6.000 auf bis zu 45.000 wachsen – darunter auch hunderte Kulturvereine. Durch den entsprechenden Anreiz der steuerlichen Abzugsfähigkeit erwartet sich der Fundraising Verband Austria in Zukunft deutliche Zuwächse bei der privaten Kulturförderung.
➡️ Pressefotos (© Ludwig Schedl; honorarfrei)
Rückfragehinweis:
Dr. Andreas Anker, Presse Fundraising Verband Austria
M: 0676 421 47 06, E: presse@fundraising.at