Spendenaufkommen auf Rekordniveau – Westösterreich führend bei Spendenhöhe, Wien Spitzenreiter bei Spendenbeteiligung.
Wien, 27.11.2019. Heute Vormittag präsentierte der Fundraising Verband Austria den 10. Spendenbericht mit einer Prognose für das diesjährige Spendenaufkommen. Dieses wird erstmals die 700 Millionen Euro Marke erreichen – damit geben die Österreicher doppelt so viel wie vor 10 Jahren und die Spendenbeteiligung bleibt auf Rekordniveau. Im Bundeslandvergleich hat Wien den höchsten Anteil an Spendern, die Westösterreicher zeigen sich bei der Spendenhöhe am spendabelsten. Österreich ist eines der sichersten Spendenländer – bereits drei von vier der 100 größten NPOs tragen das Österreichische Spendengütesiegel. Um die Entwicklung des gemeinnützigen Sektors auch für die kommenden Jahre sicher zu stellen, fordert der Fundraising Verband von der nächsten Bundesregierung bessere Rahmenbedingungen, das Schließen der Lücken der Spendenabsetzbarkeit und damit mehr Wertschätzung.
Trotz schwächeren Wachstums gegenüber dem Vorjahr spenden die Österreicher 2019 so viel wie noch nie. „Die vielzitierten Spendenweltmeister sind wir in den vergangenen zehn Jahren nicht geworden. Aber: Das österreichische Spendenwesen hat sich kontinuierlich weiter entwickelt. Die österreichische Bevölkerung spendet mit 700 Mio. Euro dieses Jahr so viel wie noch nie. Österreichs Spendenorganisationen sagen dafür von ganzem Herzen Danke!“, zeigt sich Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbands – Dachverband der Spendenorganisationen, beeindruckt über die Entwicklung. Damit hat sich das Spendenaufkommen seit dem ersten Spendenbericht 2010 verdoppelt. Abzuwarten bleibt, wie sich die Sammlungen rund um die Weihnachtszeit auswirken werden. Diese betragen in der Regel 25 bis 30 Prozent des gesamten Aufkommens. Das für 2018 ursprünglich erwartete Spendenaufkommen wurde mit 685 Millionen Euro klar übertroffen.
Wiener spenden häufig, Westösterreicher sind am spendabelsten
Mit einem Spenderanteil von 71% weist Wien im Bundesländervergleich die höchste Spendenbeteiligung auf. Am großzügigsten sind dieses Jahr aber die Salzburger, Tiroler und Vorarlberger. Mit 124 Euro ist die durchschnittliche Spende hier besonders hoch und liegt klar über dem bundesweiten Schnitt von 113 Euro. Oberösterreich liegt mit 119 Euro ebenso über dem Durchschnitt, während Wien mit 99 Euro und Steiermark und Kärnten mit 100 Euro pro Spender klar darunter liegen. Die Niederösterreicher und Burgenländer bewegen sich bei der Spendenhöhe genau im Österreichschnitt, sind mit 57% allerdings Schlusslicht bei der Spendenbeteiligung. „Bei den Spendenzielen sind den Österreichern bundesweit eindeutig Kinder, Tiere und die Soforthilfe bei Katastrophen besonders wichtig.“, erklärt Bernhard Hofer, Geschäftsführer des Sozialforschungsinstituts Public Opinion.
Rund 2,3 Millionen Menschen in Österreich engagieren sich ehrenamtlich in weit über 100.000 Vereinen und Spendenorganisationen. Darunter sind unzählige Jugendliche. „Über 85.000 Sternsingerinnen und Sternsinger motivieren die Bevölkerung jährlich zu großzügigen Spenden im Rahmen der Dreikönigsaktion. Durch diesen großartigen ehrenamtlichen Einsatz von vornehmlich Kindern und Jugendlichen können wir über einer Million Menschen in Not helfen. Ein starkes Zeichen für die große Solidarität in unserem Land.“, betonte heute Jakob Maierhofer-Wieser, Geschäftsführer Dreikönigsaktion – Hilfswerk der Katholischen Jungschar.
Jugend spendet verstärkt Online
Unter Jugendlichen spielt sich soziales Engagement vermehrt im Internet ab. Sie nutzen Online-Spendenplattformen, die für konkrete Projekte werben, und Apps, die über Mikrospenden funktionieren. Die Altersgruppe 14-29 gibt besonders häufig Geld an Bettler (38,7%). Ansonsten greifen junge Menschen bei klassischen Geldspenden aber verstärkt zu Online-Zahlungsmethoden: 29,7% spenden via Online-Banking, 25,2% über die Website der Organisation. Spenden-/Crowdfunding-Plattformen nutzen 12,6%. Ist der Erlagschein bei älteren Menschen die wichtigste Spendenmethode, sind es bei den Jugendlichen nur mehr 14,4%.
Forderung an Bundesregierung: Lücken bei der Absetzbarkeit schließen
Insgesamt wurden 215 Millionen Euro an Spenden zuletzt geltend gemacht. Weiterhin nutzen rund 1 Million Österreicher die Absetzbarkeit, jeder dritte Spendeneuro wird abgesetzt. Damit zeigt sich kaum Veränderung gegenüber den Vorjahren. Nach wie vor gilt die Spendenabsetzbarkeit aber nur für bestimmte Bereiche des Spendenwesens. Wichtige Zwecke wie Tierschutz oder Bildung werden ausgeschlossen. Die künftige Bundesregierung ist deswegen gefordert, diese Lücken zu schließen und bürokratische Hürden für den Dritten Sektor zu reduzieren. Von den 700 Mio. Euro Gesamtspenden sind rund 94 % oder 658 Millionen Euro spendenbegünstigt, 42 Millionen oder 6 % verteilen sich auf nicht begünstigte Zwecke wie Tierschutz, Bildung oder Sport. Dabei könnte etwa die Ausweitung der Spendenabsetzbarkeit auf Bildung laut Eco Austria-Studie jährlich 35 Mio. Euro mehr für gemeinnützige Projekte in diesem Bereich bringen. Ebenso gibt es massive Hürden und Zugangserschwernisse für Kultureinrichtungen. Für den Bereich Stiftungen wurde die Absetzbarkeit sogar zeitlich nur bis 2022 befristet, eine Verlängerung ist nicht absehbar.
Dezember ist GivingTuesday
Millionen Menschen auf der ganzen Welt feiern am 3. Dezember gemeinsam das Geben – 2019 erstmals in größerem Rahmen auch in Österreich. Unternehmen, Spendenorganisationen und Privatpersonen engagieren sich an diesem Tag mit kreativen Spendenaktionen, ehrenamtlichen Mitarbeiteraktivitäten sowie Geld- und Sachspenden. Jeder kann mitmachen und etwas Gutes tun. In Österreich machen über 80 NPOs und Unternehmen mit. Der Tag des Gebens wird unterstützt von Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen und Bundeskanzlerin Dr. Brigitte Bierlein.
Rückfragehinweis:
Der Spendenbericht steht im Pressebereich zum Download zur Verfügung.
Dr. Andreas Anker, Presse Fundraising Verband Austria
T: 0676/4214706, E: presse@fundraising.at