Wien, 30.11.2021. Heute Vormittag präsentierte der Fundraising Verband Austria (FVA) – Dachverband der Spendenorganisationen – den Spendenbericht 2021 mit einer Prognose für das laufende Spendenjahr. Auf die durch schwere Katastrophen weltweit intensivierte Not haben die Menschen in Österreich mit einer Welle der Großzügigkeit reagiert. Das Aufkommen 2020 hat dadurch mit dem größten Wachstum des Jahrzehnts alle Erwartungen übertroffen. 2021 werden voraussichtlich 850 Mio. Euro Not und Krisen lindern – abermals ein neuer Rekord. Doch nicht alle NPOs können davon profitieren und ihre Wirkung erweitern: Wichtige Spendenbereiche wie Tierschutz oder Bildung sind vom Gesetzgeber bis heute von der Spendenbegünstigung ausgeschlossen und damit im Nachteil.
810 Mio. Euro gaben die Österreicher 2020 für den guten Zweck – das größte Wachstum (12%) der vergangenen zehn Jahre und damit ein starkes Zeichen für den sozialen Zusammenhalt. Trotz Pandemie setzt sich die Großzügigkeit fort – 2021 wird sich mit voraussichtlich 850 Mio. Euro ein neuer Spendenrekord einstellen. „Das durch COVID-19 ausgelöste Leid, aber auch die schweren Katastrophen, wie das verheerende Erdbeben in Haiti oder die zerstörerischen Unwetter auch in Österreich diesen Sommer haben im Spendenverhalten eindeutig ihren Niederschlag gefunden.“, betont Günther Lutschinger, Geschäftsführer Fundraising Verband Austria, und führt aus: „Nur durch die große Spendenbereitschaft der Bevölkerung können gemeinnützige Organisationen die Herausforderungen meistern und noch mehr Gutes bewirken. In ihrem Namen sagen wir von ganzem Herzen Danke!“
Höchste Spendenbeträge im Westen
Österreichweit beteiligen sich 71% der Bevölkerung aktiv am Spenden, und zwar durchschnittlich mit 114 Euro. Im Bundesländervergleich sind die Westösterreicher führend bei der Spendenhöhe. 162 Euro werden in Salzburg, Tirol und Vorarlberg im Schnitt gegeben. In Wien sind es 90 Euro. Spitzenreiter bei der Beteiligung am Spenden sind hingegen Niederösterreich und das Burgenland mit 81%.
„Bundesweit teilen sich heuer die Kinderhilfe und der Tierschutz Platz eins der Themen, die den Spenderinnen und Spendern hierzulande am meisten am Herzen liegen.“, erklärt Bernhard Hofer, Geschäftsführer des Sozialforschungsinstituts Public Opinion. Ein Blick auf die Art und Weise wie die Menschen in Österreich spenden, zeigt, dass Online-Spenden in der Pandemie zwar einen Boost erfahren haben, dennoch bleibt der Erlagschein das beliebteste Mittel (für 26% der Bevölkerung) für eine Geldspende.
Mittelstand als Rückgrat des Spendens
Die Analyse des Spendenaufkommens zeigt, dass in Österreich 9% der Spenden von Stiftungen und 11% von Unternehmen stammen. Mit eindrucksvollen 80% oder umgerechnet 645 Mio. Euro leisten Privathaushalte den größten Anteil. Nur 2% aller Spenden liegen über 1.000 Euro. Damit ist Österreich kein Land der Großspender. Entscheidend für das große Engagement zugunsten gemeinnütziger Anliegen sind hingegen die zahlreichen Beträge unter 200 Euro, die 85% des Aufkommens ausmachen. Insbesondere der Mittelstand mit Einkommen über 31.000 Euro gibt am meisten für wohltätigen Zwecke.
Österreich beim Spenden im europäischen Mittelfeld
Im internationalen Vergleich sind die Österreicher trotz der positiven Entwicklungen noch nicht die vielbesagten Spendenweltmeister. Beim Thema Geldspenden sind das die Amerikaner, die pro Einwohner gerechnet 1.245 Euro jährlich geben. Innerhalb Europas unterscheiden sich die nationalen Spendenkulturen mitunter stark. Die spendenfreudigsten Länder sind Großbritannien und die Schweiz. Österreich bewegt sich im Mittelfeld hinter Deutschland oder Frankreich.
Fehlende Fairness bei Spendenbegünstigung
94% aller Spenden hierzulande sind spendenbegünstigt, können also steuerlich abgesetzt werden. Sämtliche anderen Zwecke schlagen sich mit 6% zu Buche, darunter wichtige Spendenziele wie
Tierschutz und Bildung, die von diesem Vorteil ausgeschlossen sind und von der wachsenden Spendenbereitschaft entsprechend wenig profitieren können. Dahinter steht eine völlig unverständliche Benachteiligung des Gesetzgebers. Norbert Zimmermann, Vorstandsvorsitzender Berndorf Privatstiftung und MEGA Bildungsstiftung, bringt die in Zeiten des Bildungsnotstands absurde Gesetzeslage beim Thema Bildungsspenden auf den Punkt: „Niemand kann nachvollziehen, warum Spenden für Bildung in Entwicklungsländern begünstigt sind, für Hilfe an Brennpunktschulen in Österreich aber nicht! Bildungsstiftungen, die gemeinsam mit den engagierten NPOs einen wichtigen Beitrag leisten könnten, werden zusätzlich auch noch mit der fehlenden KESt-Befreiung blockiert. 27,5% von ihren Zuwendungen müssen an die Finanz abgegeben werden und können nicht den Bildungsprojekten zugutekommen.“
Der Fundraising Verband Austria fordert die Bundesregierung daher auf, die Lücken bei der Spendenabsetzbarkeit endlich zu schließen und Fairness im Dritten Sektor herzustellen.
30. November ist #GivingTuesday
Gemeinsam mit Millionen Menschen auf der ganzen Welt feiert Österreich heute das Geben am globalen #GivingTuesday. Auch heuer beteiligen sich zahlreiche Unternehmen, Privatpersonen und gemeinnützige Organisationen mit kreativen Spendenaktionen. Die Möglichkeiten, sich zu engagieren, sind nahezu unbegrenzt, wie Bundespräsident Dr. Alexander Van der Bellen, Unterstützer des #GivingTuesday hervorhebt: „Jede und jeder kann Taten setzen, die Gutes bewirken, sei es durch ehrenamtliche Arbeit in einer der vielen engagierten Freiwilligenorganisationen des Landes oder durch eine Spende für wohltätige Zwecke. Der #GivingTuesday, der internationale Tag des Gebens, am 30. November bietet die perfekte Gelegenheit, sich zu engagieren und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu leben.“ www.giving-tuesday.at
Rückfragehinweis:
Der Spendenbericht steht auf www.fundraising.at zum Download zur Verfügung.
Pressefotos finden Sie unter: https://www.fundraising.at/presse/#pressefotos
Dr. Andreas Anker, Presse Fundraising Verband Austria
M: 0676 421 47 06, E: presse@fundraising.at