Wien, 23.04.2025 – Vom Gesamtspendenaufkommen in Österreich stammt mittlerweile mehr als jeder zehnte Spendeneuro aus einem Vermächtnis für den guten Zweck. Laut Hochrechnung des Fundraising Verband Austria waren es 2024 über 115 Mio. Ꞓ. Spendenzwecke im letzten Willen zu verankern, liegt international im Trend. Auch hierzulande haben sich Testamentsspenden im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt. Gründe sind ein wachsender Wunsch, über das Leben hinaus positive Spuren hinterlassen zu wollen, und der demographische Wandel, der mehr kinderlose Personen und höhere vererbbare Vermögen mit sich bringt.
„Die Bevölkerung in Österreich entwickelt sich bereits seit Jahren hin zu mehr Personen ohne Nachkommen und mehr Einpersonen-Haushalten. Dementsprechend stellt sich für einen wachsenden Personenkreis die Frage, was nach dem Ableben mit ihrem Vermögen passieren soll. Immer mehr entscheiden sich dafür, neben Verwandten und Nahestehenden einen Teil an gemeinnützige Einrichtungen zu vererben“, gibt Markus Aichelburg, Leiter der gemeinnützigen Initiative „Vergissmeinnicht“, Einblick in die Ausgangslage. In rund 2.000 Testamenten pro Jahr sind Vereine als Erben oder Vermächtnisnehmer eingesetzt und das Interesse an dieser besonderen Spendenform wächst kontinuierlich. Seit mittlerweile 13 Jahren informiert „Vergissmeinnicht – Die Initiative für das gute Testament“ gemeinsam mit der Notariatskammer kostenlos und neutral darüber, worauf beim Wunsch nach einem Testament für den guten Zweck zu achten ist, und warum es generell sinnvoll ist, mit einem Testament vorzusorgen. Rund 100 gemeinnützige Organisationen aus allen gesellschaftlichen Bereichen gehören der Initiative an.
Vergissmeinnicht-Samen zum Blühen bringen
Um dieses sensible Thema noch stärker in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken und als Zeichen des Danks an alle Spendenden für die positiven Spuren, die sie hinterlassen haben, schwärmen die Vergissmeinnicht-Organisationen nach einem gemeinsamen Foto im Belvederepark Wien in ganz Österreich aus, um 2.000 Vergissmeinnicht-Samentöpfe an die Bevölkerung zu verteilen – einen für jede Testamentsspende im Vorjahr. „Mit dem Vergissmeinnicht-Samentopf wollen wir an die vielen Personen erinnern, die mit Ihrem Lebenswerk gemeinnützige Organisationen bedacht und damit über ihr Leben hinaus Gutes getan haben. Durch ihr Tun für ihre Mitmenschen sind sie unvergessen“, fasst Ruth Williams, Geschäftsführerin Fundraising Verband Austria, die Aktion zusammen.
Jede fünfte Person offen für Testamentsspende
Aus dem heimischen Spendenwesen sind gemeinnützige Vermächtnisse nicht wegzudenken. Vom Gesamtaufkommen von 1,075 Mrd. Ꞓ stammte zuletzt jeder zehnte Spendeneuro aus einem Testament. „Vermächtnisse für den guten Zweck sind eine der tragenden Stützen des Dritten Sektors in Österreich. Ob Kinderhilfe, Pflege, Forschung und Wissenschaft, Kultur, Bildung oder Tier-, Umwelt- und Klimaschutz, viele Projekte zugunsten des Gemeinwohls könnten ohne diese Mittel nicht finanziert werden“, so Williams. Dass das Interesse in der Bevölkerung steigt, unterstreichen auch regelmäßige Umfragen. Unter 2.000 Personen über 40 Jahren zeigte sich zwischen 2018 und 2024 eine Zunahme von mehr als einem Drittel punkto Bereitschaft zur Testamentsspende. 18% der Menschen im Land können sich gut vorstellen, ihre gesamte Erbschaft einmal gemeinnützigen Anliegen zu widmen. 23% würden Vereine als Ersatzerben einsetzen, für den Fall, dass die eigentlichen Erb*innen selbst frühzeitig versterben. Besonders groß ist das Interesse unter kinderlosen Personen. Rund ein Drittel von ihnen kann sich eine Testamentsspende gut vorstellen.
Nachlassregelung zu jedem Zeitpunkt empfehlenswert
Dass sich der Trend zur Testamentsspende fortsetzen wird, dafür sprechen Bevölkerungsprognosen: Laut Modelleinschätzung des Joint Research Centre der Europäischen Kommission werden sich die vererbten Mittel bis 2050 von derzeit 21,5 Mrd. Ꞓ jährlich auf fast 41 Mrd. Ꞓ verdoppeln – vor allem deshalb, weil die Vermögenswerte der Baby-Boomer-Generation in den kommenden Jahrzehnten vererbt werden. Wer selbst über die Aufteilung entscheiden möchte, sollte in jedem Fall ein Testament errichten. „Ein einmal verfasster letzter Wille kann natürlich zu Lebzeiten jederzeit wieder abgeändert werden“, betont Markus Aichelburg und fügt hinzu: „Wenn keine natürlichen Erb*innen existieren und kein Testament vorliegt, fällt das Vermögen automatisch an den Staat.“ Allein im Zeitraum 2017 bis 2019 waren dies mehr als 22 Mio. Ꞓ (rund 900 erblose Nachlässe pro Jahr).
Spendende möchten über den Tod hinaus Gutes tun
Tendenziell vererben Testamentsspender*innen hierzulande moderate Vermögen zwischen 50.000 und 100.000 Ꞓ. Zu über 90% stammen Testamentsspenden von alleinstehenden und kinderlosen Personen. Unter den persönlichen Beweggründen dominiert der Wunsch, den Samen für etwas Sinnstiftendes zu hinterlassen: 56% der Interessierten möchten auch nach ihrem Ableben Gutes bewirken. 38% nennen den persönlichen Bezug zu einer bestimmten Organisation als Grund und 36% möchten nicht, dass ihr Vermögen nach dem Tod an den Staat geht, sondern selbst über die Aufteilung entscheiden. Besonders gerne wird der Tierschutz testamentarisch bedacht, gefolgt von den Bereichen Gesundheit, Pflege und Soziales sowie Hilfe für Kinder und Jugendliche.
Initiative „Vergissmeinnicht“ klärt österreichweit auf
Die vom Fundraising Verband Austria ins Leben gerufene Initiative Vergissmeinnicht hat es sich zur Aufgabe gemacht, in Zusammenarbeit mit der Notariatskammer flächendeckend zum Thema Testamentsspende und Erbrecht aufzuklären. Die rund 100 Mitglieder verbindet die Überzeugung, dass man mit einem Vermächtnis für den guten Zweck über das eigene Leben hinaus Gutes tun kann. Zum umfassenden Serviceangebot zählen u.a. der Vergissmeinnicht-Erbrechtsratgeber, ein digitaler Testamentsrechner und Online-Notarvideos. Zwischen Mai und September 2025 lädt die Initiative zu insgesamt 24 kostenlosen Infoveranstaltungen gemeinsam mit lokalen Notar*innen. Generell ist der Informationsbedarf beim Thema Erben sehr groß: Nur 31% der Personen über 40 haben bereits ein Testament gemacht. 50% bezeichnen sich als wenig bis gar nicht über das Erbrecht informiert.
Pressefoto Vergissmeinnicht-Dankes-Aktion in Wien:
Fotos (c) Claudia Madlener/VGMN
Rückfragehinweis:
Dr. Andreas Anker, Presse Fundraising Verband Austria
M: 0676 421 47 06, E: presse@fundraising.at