Internationaler Vergleich zeigt Aufholbedarf Österreichs bei Kultur-Fundraising. Fundraising Verband versammelt internationale Experten heute in Wien.
Wien, 12.6.2019. Die private Finanzierung von Kunst und Kultur wird international immer wichtiger. In den USA oder Großbritannien hat privates Förder- und Mäzenatentum eine lange Tradition. Aber auch in Deutschland, der Schweiz oder den Niederlanden ist das Spenden für Kunst und Kultur stark verbreitet. In Österreich sind die privaten Fundraising-Einnahmen im Kultursektor mit 2% der Gesamtspenden hingegen relativ gering. Die Gründe dafür verortet der Fundraising Verband Austria in einem fehlenden Bewusstsein für privates Engagement als Ergänzung zu staatlichen Förderungen sowie in einer massiven steuerlichen Benachteiligung für Kulturbetriebe. Bei der Fachtagung heute in Wien gewähren internationale und nationale Experten Einblick in zukunftsweisende Strategien für erfolgreiches Kulturmarketing und -Fundraising.
675 Mio. Euro spendeten die ÖsterreicherInnen 2018 insgesamt. Rund 15 Mio. Euro, also etwas mehr als 2 %, entfielen dabei auf die Bereiche Kunst und Kultur. Im Vergleich dazu stiegen Spenden zugunsten Wissenschaft, Forschung und Hochschulen dank erfolgreicher Fundraising-Strategien und zukunftsträchtiger Kofinanzierungssmodelle zuletzt auf das Rekordniveau von 90 Mio. Euro. Durch die Erweiterung der steuerlichen Absetzbarkeit im Jahr 2016 hat das Spenden für Kunst und Kultur zwar an Relevanz gewonnen, doch wird derzeit das Potential durch eine klare Benachteiligung in den gesetzlichen Bestimmungen bei weitem nicht ausgeschöpft. Kultureinrichtungen müssen für die Absetzbarkeit derzeit wesentlich höhere Auflagen erfüllen als die meisten gemeinnützigen Organisationen. „Dass die Spendenabsetzbarkeit für Kultureinrichtungen noch immer an eine bestehende Bundes- oder Landesförderung gebunden ist, stellt eine wesentliche bürokratische Hürde dar, die privates Engagement ganz offensichtlich hemmt!“, betont Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verbands Austria. Denn laut einer Studie wären 6% der ÖsterreicherInnen daran interessiert, für Kunst und Kultur zu spenden.
Nach einer neuen EcoAustria Studie im Auftrag des Verbandes für gemeinnütziges Stiften wären die Steuerausfälle bei Abschaffung der Sonderbeschränkung für Kulturspenden nur marginal, während Kunst- und Kultureinrichtungen davon durch zusätzliche Spendengelder in Höhe von 10 – 15 Mio. Euro profitieren würden. „Ein wichtiger Schritt, um Chancengleichheit unter den Spendenorganisationen herzustellen – im Sinne des Mottos ‚Kultur für Alle‘!“, stellt Lutschinger klar.
Internationaler Vergleich
In den Niederlanden, wo der Anreiz der steuerlichen Absetzbarkeit von Kulturspenden schon lange besteht, entfallen jährlich ca. 8 % auf Kultur. Auch in Deutschland, der Schweiz und allen voran bekanntlich Großbritannien sind alternative Finanzierungsformen bereits wesentlich besser etabliert. „Im Vergleich dazu wird Kultur in Österreich ausschließlich im Verantwortungsbereich der öffentlichen Hand gesehen. Es braucht daher dringend ein klares kulturpolitisches Bekenntnis für mehr private Kulturförderung, zusätzlich zu staatlichen Förderungen, sowie die rasche Umsetzung der nötigen ordnungs- und steuerpolitischen Rahmenbedingungen.“, so Lutschinger. Kofinanzierungen, wie die Verdoppelung jeder Spende durch den Staat, oder Erleichterungen bei der Spendenabsetzbarkeit für Kulturspenden sind nur erste, längst notwendige Schritte.
Internationale Kulturexperten in Wien
Um dem Kulturland Österreich neue Impulse im Bereich der privaten Kulturfinanzierung zu geben, begrüßt der Fundraising Verband heute zahlreiche ExpertInnen aus dem Kulturmanagement im Rahmen der Fachtagung für Kulturfundraising und –Sponsoring in Wien – darunter den führenden Publikumsforscher und Audience Engagement – Experten Andrew McIntyre (Morris Hargreaves McIntyre). Zahlreiche weitere ReferentInnen, wie Matteo Plachesi (Design Museum London), Anastasia Elaeva (Grayling Russia), Matthias Schloderer (Bayerische Staatsoper), Verena Österreicher und Urte Schmitt-Ulms (Wiener Secession), Christian Henner-Fehr (CHF Kulturmanagement), Florian Pollack (Wien Museum), Anita Brunner-Irujo (Universalmuseum Joanneum), Liv Nilssen (Kulturmarketing- und Fundraising-Agentur Spektrix, Großbritannien & USA) oder Roman Rackwitz (Gamification Agentur Centigrade), sprechen über Strategien, Methoden und Modelle für erfolgreiches Kulturfundraising. Weitere Informationen: kultur.fundraising.at
Rückfragehinweis:
Dr. Andreas Anker, Presse Fundraising Verband Austria
T: 0676/4214706, E: presse@fundraising.at