Wien, 5.12.2022. Der internationale Tag der Freiwilligen holt jährlich am 5. Dezember die unersetzbaren Leistungen ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer vor den Vorhang. Hierzulande engagiert sich fast die Hälfte der Menschen über 15 Jahre in ihrer Freizeit für den guten Zweck. Vor fast drei Jahren hat das Parlament die Evaluierung des Freiwilligengesetzes beschlossen, jedoch bislang ohne Ergebnis. Der Gesetzgeber diskutiert seit Jahren darüber, Freiwilligenarbeit durch wertschätzende Maßnahmen und moderne Rahmenbedingungen fit für die Zukunft zu machen. Doch jegliche Verbesserungen seitens der Bundesregierung lassen vergeblich auf sich warten.
Ob im Rettungsdienst, bei der Freiwilligen Feuerwehr, beim Tierschutz oder zuletzt bei der Betreuung von auf sich allein gestellten Kindern aus der Ukraine, die umfassenden Wirkungsbereiche von Freiwilligen sind aus der Gesellschaft nicht wegzudenken. Jede Woche leisten sie 14 Mio. Stunden an ehrenamtlicher Arbeit. „Anstatt für dieses Rückgrat unserer Gesellschaft permanent an zukunftstauglichen und fördernden Rahmenbedingungen zu arbeiten, hat die heimische Politik vor zehn Jahren zum letzten Mal umfassende Verbesserungen für Freiwillige umgesetzt“, betont Günther Lutschinger, Geschäftsführer des Fundraising Verband Austria, in dessen 340 Mitgliederorganisationen sich allein über 400.000 Freiwillige engagieren. „Die aktuelle Bundesregierung hat eine umfassende Stärkung des Freiwilligenwesens im Regierungsprogramm 2020-2024 festgeschrieben, doch jegliche Maßnahmen werden von den Vereinen und ihren Freiwilligen schmerzlich vermisst.“
Rückgang bei Freiwilligenzahlen
Trotz ihres wesentlichen Beitrags zum Gemeinwohl müssen viele Freiwillige bis heute ohne versicherungstechnische Absicherung arbeiten, da eine einheitliche Unfall- und Haftpflichtversicherung für alle ehrenamtlichen und freiwilligen Tätigkeiten fehlt. Gleichzeitig haben die Organisationen mit ausufernden bürokratischen Hürden zu kämpfen. Ebenfalls in der Warteschleife befindet sich der Ausbau der Infrastruktur durch Freiwilligenzentren in jedem Bundesland, ein zentrales Standbein, um Interessierte und Organisationen zu vernetzen. „Die Liste an notwendigen Verbesserungen seitens der heimischen Freiwilligenpolitik ist lang, konkrete Vorschläge aus dem Dritten Sektor liegen vor und die Bundesregierung ist gefordert, sich endlich der Umsetzung zu widmen“, so Lutschinger, der warnt: „In vielen Freiwilligenorganisationen geht die Zahl der Helferinnen und Helfer insbesondere seit der Pandemie zurück. Hilft die Politik nicht mit, diesen Trend umzukehren, drohen in vielen Bereichen bald Engpässe.“
Sechs Verbesserungen für das Freiwilligenwesen:
- Einführung eines österreichischen Freiwilligen-Preises.
- Gesetzliche Verankerung des flachendeckenden Ausbaus der engagementfördernden Infrastruktur – österreichweite Freiwilligenzentren zur Vermittlung, Vernetzung und Weiterbildung.
- Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherung für alle Freiwilligen – einheitliche Absicherung unabhängig von Ort und Form des Engagements.
- Gründung einer eigenständigen Bundesstiftung für freiwilliges Engagement am Vorbild Deutschlands – soll Finanzierung nachhaltig sichern und als zentrale Servicestelle fungieren.
- Rechtliche Sicherheit sowie Anreize für freiwilliges Engagement – Einführung einer steuerfreien Freiwilligenpauschale von € 1000,-/Jahr sowie klare Abgrenzung von Freiwilligenarbeit zu sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung.
- Freiwilligeneinsätze im Ausland stärken – Verankerung der Krisenfall-Regelung im Gesetz, um Sozial-, Friedens- und Gedenkdienste im Ausland nachhaltig zu sichern.
Rückfragehinweis:
Dr. Andreas Anker, Presse Fundraising Verband Austria,