Wien, 10.9.2020. Wien weist im Bundesländervergleich mit Abstand die meisten gemeinnützigen Einrichtungen, die meisten freiwillig Engagierten und mit rund 50.000 Menschen die höchste Zahl an Beschäftigten im dritten Sektor auf. Damit wird ein unschätzbarer Beitrag für den sozialen Zusammenhalt sowie für wichtige Unterstützungsbereiche wie Kinderhilfe, Umweltschutz oder Kultur geleistet. Dennoch spielt der gemeinnützige Sektor im aktuellen Regierungsprogramm kaum eine Rolle. Von der zukünftigen Wiener Stadtregierung fordert der Dachverband der österreichischen Spendenorganisationen daher einen Abbau von bürokratischen Hürden für Vereine, einen gleichberechtigten Zugang zu Förderstellen und eine aktive Engagementpolitik.
Rund 150 Mio. Euro spenden die Wienerinnen und Wiener jährlich für gemeinnützige Zwecke und ermöglichen damit Umwelt-, Tierschutz-, Menschenrechts- sowie zahlreichen Sozialvereinen, die sich fast ausschließlich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanzieren, ihren wichtigen Aufgaben nachkommen zu können. Doch anhaltende bürokratische Hürden schränken ihre Aktivitäten insbesondere bei der Fördererwerbung im öffentlichen Raum teils massiv ein. „Förderwerbung ist eines der wichtigsten Standbeine österreichischer NPOs. Seitens der Spendenorganisationen fordern wir daher eine kostenlose und unbürokratische Genehmigung von Infoständen für Spendenwerbung. Für Träger des Spendengütesiegels, die ohnehin jährlich genau geprüft werden, sollte außerdem die Bewilligungspflicht von Spendensammlungen auf eine Anzeigepflicht umgestellt werden, um die Hürden zu verringern.“, betont Günther Lutschinger, Geschäftsführer Fundraising Verband Austria.
Kein gleichberechtigter Zugang für NPOs zu Förderungen
Obwohl gemeinnützige Einrichtungen, von Digitalisierung über neue Arbeitsformen bis hin zu den großen Unsicherheiten infolge von COVID-19, vor denselben Herausforderungen wie viele Wirtschaftsbetriebe stehen, gibt es für sie häufig keinen Zugang zu Wirtschaftsförderungen und Beratungsangeboten der Gemeinde Wien. „Der Zugang zu Start-up-, Innovations- und Digitalisierungsförderungen ist gewinnorientierten Unternehmen vorbehalten – eine Schieflage, die eine zukünftige Stadtregierung dringend korrigieren sollte.“, macht Lutschinger deutlich.
Aktive Förderung des Freiwilligenengagements gefordert
In Wien sind 58 % der über 15-Jährigen freiwillig und unentgeltlich in allen gesellschaftlichen Bereichen – von Sport und Bildung über Katastrophen- und Umweltschutz bis hin zu Gesundheit und Sozialem – aktiv engagiert. Sie leisten das Äquivalent von rund 45.000 Vollzeitbeschäftigten. „Doch Freiwilligkeit ist kein Selbstläufer!“, weiß Günther Lutschinger und weist darauf hin, dass es in vielen Bereichen bereits zu Engpässen in der freiwilligen Hilfe kommt. „Besonders junge Freiwillige für die gute Sache zu gewinnen, wird für Organisationen immer schwieriger.“
Daher fordert der Fundraising Verband eine aktive und wertschätzende Engagementpolitik von der nächsten Stadtregierung. Deren Fokus muss auf den Aufbau eines ersten Freiwilligenzentrums gerichtet werden – am Beispiel Oberösterreich, wo solch ein Zentrum bereits bestens etabliert ist und Interessierte in allen gemeinnützigen Bereichen kostenlos informiert. Zweiter wichtiger Punkt, um Österreichs vielfältige Engagementkultur zu sichern, ist die Einführung eines flächendeckenden Versicherungsschutzes für alle Freiwilligen mit einheitlicher Unfall- und Haftpflichtversicherung.
Rückfragehinweis:
Dr. Andreas Anker, Presse Fundraising Verband Austria
T: 0676/4214706, E: presse@fundraising.at